Die Dornier Libelle entstand 1921 bereits als Ganzmetall-Sportflugboot und Schulmaschine für Flugzeugführer von Wasserflugzeugen. Ihren eigentlichen Zweck, die Versorgung freizeitbegeisterter Flieger mit einem Erholungs- oder Sportflugzeug, konnte sie aufgrund der sehr schlechten weltweiten wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem Weltkrieg leider nicht erzielen, sie war der tatsächlichen Entwicklung um Jahrzehnte voraus.
Dornier gab 1921 an: “ein in Betrieb und Anschaffung preiswertes Wasserflugzeug für Sport- und Schulzwecke” bauen zu wollen.
Die Libelle war ein verspannungsloser Hochdecker aus Aluminium mit Doppelsteuerung und nebeneinander liegenden Sitzen. Ein dritter Sitzplatz war hinter den vorderen Sitzen ( für Passagier oder Gepäck). Der Rumpf konnte überall begangen werden und besaß damals schon die hydrodynamisch notwendige Querstufe. Er besaß wasserhemmende Querschottenfür evtl. Leckagen. Der Antrieb erfolgte durch über der Tragfläche sitzende unverkleidete 5-, 7- oder 9-Zylinder Sternmotoren (meist der Fa. Siemens) oder Reihenmotoren. Die Treibstoffversorgung wurde durch a. einen in der Fläche sitzenden 8 l Falltank und einen 50 l Tank im Rumpf unter den Sitze (im Schwerpunktbereich!) aus Messing bewerkstelligt. Der Treibstofftransport von unten nach oben erfolgte durch eine vom Fahrtwind angetriebene Pumpe.
Die auf einem Metallstrebengerüst sitzenden Tragflächen aus Alu waren anklappbar. So konnte die Maschine gut in ausreichend großen bestehenden Bootsschuppen untergebracht werden. Das Anklappen war auf Wasser oder auf Land möglich.
Das Leitwerk bestand aus hinten am Rumpf befindlichen einfachen Metallrudern, mit celloniertem Stoff bespannt.
Nach heutigen Gesichtspunkten wäre sie ein STOL-Flugzeug gewesen. Durch ihre Baustabilität vertrug sie auch größere Motoren mit entsprechend besseren Leistungen, das war die Libelle II (1923). Zusätzlich entstand daraus noch ein Landflugzeug mit festem Fahrwerk, der Dornier Spatz. Es scheint, dass der Typ bis 1925 gebaut wurde.
1921 bestand in Deutschland via Versailler “Vertrag” das Flugzeugbauverbot. So trugen die ersten Libellen, Schweizer Kennungen, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurden sie dort auch gebaut, denn Dorniers Ausweichwerk in Pisa/Italien kam erst später.
Es soll ein “größere Anzahl” (Aerokurier 11/1971) gebaut worden sein, aber eine Ziffer wurde nicht genannt. Es flogen welche in der Schweiz, Afrika, Kolumbien und Australien. Vor knapp 20 Jahren entwarf einer der Dornier´schen Enkelsöhne ein modernen “Klon” der Libelle aus GfK (Do S-Ray 00) und mit moderner Technik. Über wirtschaftliche Erfolge ist jedoch nichts bekannt geworden.
Technische Daten:
Libelle I, in Klammern, Libelle II: Triebwerk 1 x Siemens SH 4 luftgekühlter 5-Zylinder Sternmotor mit 40,5 kW/55 PS (Siemens SH 7,7 Zylinder luftgekühlter Sternmotor mit 59 kW/80 PS), Länge 7,30 m (7,50 m), Höhe 2,27 m (2,40 m), Spannweite 8,50 m (9,80 m), Flügelfläche 14,00 m² (15,50 m²), Leergewicht 420 kg (475 kg), Höchstgeschwindigkeit 120 km/h (145 km/h), Dienstgipfelhöhe 1,6 km (2,7 km), Reichweite 500 km (280 km).