Modell des Monats April 2023 Buecker
Ein neues Konzept…die Bücker Bü 181 A Bestmann
Vom Original zum Modell
Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.
Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung; manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.
Heute stellen wir Ihnen in unserer Reihe ´Modell des Monats´ das einmotorige, zweisitzige Sport-, Reise- und Schulflugzeug Bücker Bü 181 „Bestmann“ von 1939 vor; es stand noch lange nach dem Krieg in Original und Lizenzbauten weltweit im Dienst.
Die Modelle: Von HUMA bis VEEDAY
1/72-Modelle der Bü 181 von verschiedenen Herstellern – HUMA, CMK, MPM – finden sich in den Vitrinen der Ausstellungshalle 2, hauptsächlich in den Farben der deutschen Luftwaffe. Wir haben mit dem britischen Hersteller VEEDAY Models aus dem Museumsfundus die Mustermaschine der Bü 181 A aus dem Flugzeug-Typenbuch der deutschen Luftfahrt- und Zubehörindustrie von 1944 nachgebaut…
Das Original: Eine Frage des Prinzips
Carl Clemens Bücker gründete die Bücker Flugzeugbau GmbH 1932 in Berlin-Johannisthal und schrieb mit vier Konstruktionen Luftfahrtgeschichte. Seine Bü 131 Jungmann, Bü 133 Jungmeister, Bü 180 Student und schließlich die Bü 181 Bestmann, leichte Sport- und Schulflugzeuge allesamt, errangen diverse Auszeichnungen, Siege und Klassenweltrekorde, glänzten durch spektakuläre Schauflüge, und wurden schließlich nach Exporterfolgen auch von der deutschen Luftwaffe als Schulmaschinen in großen Stückzahlen beschafft – nach Jahren zum Gutteil politisch begründeten Desinteresses.
Der ehemalige Marineflieger Bücker hatte wie viele andere deutsche Piloten und Konstrukteure das Flug- und Flugzeugbauverbot des Versailler Diktats im Ausland „überlebt“ – in diesem Fall in Schweden, wo er bereits ab 1921 die Svenska Aero zum Lizenzbau deutscher Flugzeuge bzw. -teile aufgebaut hatte; sein schwedischer Chefkonstrukteur Anders J. Anderson folgte ihm 1933 nach Deutschland und zeichnete nun auch für die Bücker-Flugzeuge verantwortlich. Bücker stand freundlich zum Dessauer „Bauhaus“, nach dessen Maximen sein neues Werk in Rangsdorf entstand, und zeigte wenig Interesse am Militärflugzeugbau, dies und wohl aus seiner schwedischen Unternehmung vorhandenes „ausländisches Kapital“ war den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge, sie behandelten die Konstruktionen Bückers zögerlich und nachrangig. Im Gegensatz zu anderen Firmen wurde Bücker bei Entwicklung und Produktion nicht durch das Reichsluftfahrtministerium (RLM) finanziell abgesichert, die zentrale staatliche Regie bei Konstruktion und Bau von Flugzeugen wies den Typen Bückers/ Andersons trotz internationaler Anerkennung über Jahre ein relatives „Nischendasein“ in Luftsport und Individualverkehr zu.
Neues Konzept
Als gegen Ende der 1930er Jahre die erste Generation von Schulflugzeugen der Luftwaffe zu ersetzen waren und der Krieg sich abzeichnete, kam Bücker jedoch mit seiner Bü 181 – und einem neuen Konzept zum Zuge. Die Leistungsmerkmale des Tiefdeckers in Gemischtbau mit starrem Fahrwerk, vor allem jedoch die Anordnung von Fluglehrer und -schüler neben- statt hintereinander und in einer geschlossenen, beheizten Kabine mit Doppelsteuer ermöglichte eine weit effektivere Ausbildung als bisher. Das RLM und sein Generalluftzeugmeister Ernst Udet nöckerten zwar noch ein wenig an konstruktiven Details herum, letztlich aber wurde die ´181´ zum Standardmuster der Luftwaffenschulen bestimmt.
Mehr als 3.600 Exemplare verließen dann die Montagehallen und flogen auch in verschiedenen mit Deutschland verbündeten wie neutralen Ländern bis weit in den 1950er Jahren. Lizenz- bzw. Nachbauten vor und nach 1945 in den Niederlanden, der Tschechoslowakei, Schweden und Ägypten wurden dort militärisch wie zivil genutzt und weltweit exportiert.
Datenblatt Bücker Bü 181 A:
Länge 7,85 m
Spannweite 10,60 m
Max. Startmasse 750 kg
Höchstgeschwindigkeit 215 km/h
Reichweite 800 km
Antrieb 1x Hirth HM 504 A 4 Zyl.-Reihenflugmotor
Luftschraube 2-Blatt starr, Baustoff Holz
Hereinspaziert!
In unserem Luftfahrtmuseum sind Schul-, Jagd-, Passagier- und Sportflugzeuge, Hubschrauber und Segelflugzeuge im Original und Modell zu erleben: Kommen Sie doch mal vorbei – Sie finden uns in der Ulmer Straße am hannoverschen Messegelände! sb