Modell des Monats April 2025
Wurzeln und Flügel… Die Aichi D3A1
Vom Original zum Modell
Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.
Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.
Heute stellen wir Ihnen im ´Modell des Monats´ ein Kampfflugzeug der kaiserlich-japanischen Marineluftwaffe vor: Die Aichi D3A, einen Sturzkampfbomber aus dem zweiten Weltkrieg – und eine souveräne Interpretation deutscher Konstruktionsideen.
Das Luftfahrtmuseum präsentiert eine Auswahl an Typen der japanischen Luftstreitkräfte im Maßstab 1/72 in seinen Modellvitrinen der Halle 2.
Das Modell:
Vom japanischen Bausatzhersteller Fujimi Mitte der 1980er Jahre auf den Markt gebracht, war der Kit seinerzeit hochfein detailliert und ob der filigranen Teile nicht einfach zu bauen. Dieser Bausatz – aus dem Fundus des Luftfahrtmuseums – steht beispielhaft für die Hinwendung der Bausatzhersteller zu komplexen und teuren Kits für „erwachsene“ Ansprüche in jener Zeit. Von den beiden möglichen Versionen haben wir uns schließlich gegen die farbenfrohe Vorkriegsvariante und für die Version und Farbgebung der ersten Kriegsmonate entschieden.
Das Original
In den 1920er und ´30er Jahren erwarb Japan technisches Know-How durch Kooperation mit verschiedenen deutschen Flugzeugbauern, vor allem der Firmen Dornier und Heinkel, welche im Wasserflugzeug- und Ganzmetallbau führend waren. Musterexemplare und Lizenzen zum Nachbau wurden erworben und Fachpersonal vom Konstrukteur bis zum Werkzeugmacher engagiert. Dieser deutsche Einfluss blieb bis zum Ende des zweiten Weltkrieges im seinerseits überaus innovativen japanischen Flugzeugbau erhalten – neben der vielleicht „deutschesten“ japanischen Konstruktion aus dieser Zeit, der Kawasaki Ki -61´Hien´ ist das hier vorgestellte Muster D3A der Firma Aichi Tokei Denki K.K. ein gutes Beispiel dafür.
Der Standard-Sturzkampfbomber der kaiserlich-japanischen Marineluftwaffe über zwei Drittel des Pazifikkrieges entstand nach einer Ausschreibung von 1936. Der einmotorige Ganzmetalltiefdecker mit starrem Fahrwerk und zwei Mann Besatzung flog noch im gleichen Jahr und wurde in zwei Hauptversionen von 1938 bis 1944 in insgesamt knapp 1.500 Exemplaren gebaut.
Mit diesbezüglichen Start- und Landeeinrichtungen versehen hauptsächlich von Flugzeugträgern aus eingesetzt, agierte die Aichi D3A1 – alliierter Codename „Val“ – in den ersten 15 Monaten des Krieges überaus erfolgreich, wurde jedoch ab 1943 von den neuen US-amerikanischen Jagd- und Marinekampfflugzeugen P-38, Corsair und Hellcat leistungsmäßig deklassiert.
Durch den Verlust der meisten Trägerschiffe und damit der strategischen Initiative wurde der Typ, auch in der verbesserten Ausführung D3A2, ab Mitte des Krieges landgestützt und in defensiven Aufgaben verwendet; schließlich wie viele japanische Typen gegen Kriegsende zu Kamikaze-Einsätzen herangezogen.
Inspiration und Kooperation
Wo aber sind nun Einflüsse deutscher Konstruktionen zu erkennen? Intensive Anleihen beim ursprünglich zivilen Heinkel-Typ He 70 und der militärischen He 66 und He 112 zeigten sich bei der Aichi D3A am offensichtlichsten im Trag- und Leitwerk, welches in Aerodynamik, Aufbau und elliptischer Form eine Kopie jener der He 70 und He 112 darstellte.
Weitere erhebliche Anlehnungen finden sich in der Rumpfstruktur und der Verbindung von Rumpf und Tragflächen. In stetem Austausch mit den aktuellen Entwicklungen in Deutschland, speziell der Stuka-Typen Henschel Hs 123 und Junkers Ju 87, entstand ein zu Kriegsbeginn hervorragendes Flugzeug, dessen tödliche Qualität sich schlaglichtartig beim Angriff auf Pearl Harbour 1941 wie auch bei der Versenkung des britischen Trägers Hermes und der beiden Kreuzer Dorsetshire und Cornwall wenige Monate später offenbarte. Und dessen Wehrhaftigkeit gegen Jäger bei seiner strukturellen Schwere überraschte.
Datenblatt der Aichi D3A1 (in Klammern: D3A2)
Zweisitziger Ganzmetalltiefdecker mit starrem Fahrwerk, trägergestützter Sturzkampfbomber. Spannweite 14,37 m, Länge 10,25 m, Fluggewicht 3.650 kg (3.800 kg), Triebwerk 1 x Mitsubishi Kinsei 44 (54) Doppelsternmotor mit 1.075 PS (1.300 PS), Höchstgeschwindigkeit 389 km/h (426 km/h), Reichweite 1.800 km (1.550 km), Bombenlast max. 370 kg, 2 x MG 7,7mm starr im Rumpfbug, 1 x MG 7,7 mm beweglich im hinteren Cockpit, dies in der A1 optional.
Treten Sie ein!
Konnten wir Sie neugierig machen? In unserem Luftfahrtmuseum an der Ulmer Straße gegenüber dem hannoverschen Messegelände gibt es über 40 Originale und originalgetreue Nachbauten von Segel-, Leicht-, Transport- und Kampfflugzeugen zu erleben, rund ebenso viele Motoren und Turbinen, Uniformen und Ausrüstungsgegenstände, Fahrzeuge und eine mehr als 1.000 Exponate umfassende Modellausstellung.
sb
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