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Multitalent…

Die Focke-Wulf Fw 58 Weihe

Vom Original zum Modell

Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.

Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.

Heute stellen wir Ihnen im ´Modell des Monats´ ein echtes Multitalent vor: Die Focke- Wulf Fw 58 „Weihe“.  Vom Personen- und Frachtverkehr bis zum Kampfeinsatz, von der Fortgeschrittenen- bis zur Spezialausbildung von Flugschülern oder für Patrouillen- und Vermessungsflüge – das zweimotorige Muster vom Bremer Flugzeugbauer zeigte sich in allen Rollen erfolgreich.

Das Luftfahrtmuseum präsentiert verschiedene zivile wie militärische Ausführungen des Typs im Maßstab 1/72 in seinen Modellvitrinen.

(Und in seinen Hallen übrigens zwei Originale des Focke-Wulf Flugzeugbaus: das weltweit erfolgreiche Sport- und Schulflugzeug Fw 44 „Stieglitz“ und das legendäre Jagdflugzeug Fw 190 in der Ausführung A-8…)

Ein Musterflugzeug der Fw 58 in ziviler Ausführung und Kennung. Das Modell im Maßstab 1/72 wurde vom langjährigen Chef-Modellbauer des Museums Siegfried Fricke erstellt.

Die Modelle:  Seitenlinie & Nische

Die ganz großen Modellbauanbieter haben den Typ bislang übersehen, doch gibt es alle Versionen des Flugzeuges in 1/72 von international renommierten Firmen der zweiten Reihe bis zu engagierten Kleinserien-Herstellern in der gern zitierten Nische.  Über die letzten Jahrzehnte in Deutschland angeboten wurden Kits von MPM über Special Hobby bis zum Kleinserienhersteller KARO-AS aus dem Schwäbischen; dazu kam ein VACU-Bausatz von Intermodel. Erfahrungsgemäß braucht es für Bausätze dieser „Nische“ schon Neigung, Erfahrung und gehobene Fertigkeiten, um ein optimales Ergebnis zu erzielen – die Belohnung ist ein seltenes Modell und Dokument des eigenen Könnens. Beispiele dafür sind auch unsere Exponate der Weihe in der Halle 2.

Das Original:  Multitalent von der Weser

Im August 1933 schrieb das Reichsluftfahrtministerium RLM im Zuge der Wiederaufrüstung Deutschlands ein zweimotoriges Schul- und Mehrzweckflugzeug In Form eines mehrsitzigen Tiefdeckers in Metallbauweise mit Einziehfahrwerk aus. Die Firmen Arado, Potsdam und Focke-Wulf, Bremen erhielten Entwicklungsaufträge. Am 18. Januar 1935 hob der Prototyp der Focke-Wulf Fw 58 vom Boden ab und setzte sich im folgenden Vergleich gegen die Arado Ar 77 durch. Konstruiert von Paul Klages und Andreas von Faehlmann unter der Leitung von Prof. Kurt Tank, verlief die gesamte Erprobung der Mustermaschinen problemlos.

Eine „Weihe“ der Ausführung B, hier noch als V-Muster in ziviler Kennung, aber bereits komplett militärisch gerüstet für die Waffenschulung der Kampfflieger. Erbauer der Miniatur ist Karl Kössler, ehemalig Chef des Luftfahrtbundesamtes.

In der Folge wurde der vom Unternehmen „Weihe“ getaufte Typ das Standardflugzeug der Luftwaffe für die Fortgeschrittenenschulung auf mehrmotorige Einsatzmuster, des Instrumentenfluges, der Funk- und Navigationsausbildung, Aufklärung, Seenotrettung, des Wetter-, Photo- und Vermessungsfluges und ganz wesentlich der Ausbildung von Bomberbesatzungen.

Gleichzeitig übernahm die Luft Hansa mehrere Maschinen für den Fracht-/Post- und Passagierdienst (hier mit bis zu 6 Fluggästen) sowie für den Photo-Flug.

Im Kriegseinsatz ab 1939 diente die Fw 58 als Stabs-, Verbindungs- und leichtes Transportflugzeug wie auch im Sanitätsdienst in den Geschwadern; ab Jahreswende 1942/43 schließlich in den neu aufgestellten Nachtschlachtgruppen als leichtes Kampfflugzeug für Störangriffe.

Die Streben zwischen Vorderrumpf und Motorgondeln machten das Flugzeug bemerkenswert stabil. Auf dem Bug das Emblem der Focke-Wulf Flugzeugbau GmbH.

Außerordentlich robust und zuverlässig, dazu fliegerisch gutmütig, war sie bei den Besatzungen in jeder Verwendung beliebt. Nach den Musterflugzeugen entstanden die Serien A, B und C als Hauptversionen, unterschieden nach Ausrüstung, Radfahrwerk oder Doppelschwimmern und verglastem oder festem Rumpfbug. Als Motoren kamen je zwei Argus As 10 C oder Hirth HM 508D zum Einbau, beides luftgekühlte 8 Zylinder-Reihenmotoren.

Interessant war – wie bereits bei der Fw 56 „Stösser“ eingeführt – die Position des Höhenleitwerks auf dem Rumpf vor dem Seitenleitwerk zur Erhöhung der Flugstabilität.

Weltweit

Insgesamt wurden von September 1936 bis August 1942 knapp 1.700 Exemplare der Weihe hergestellt, die sich in allen Einsatzarten und -räumen bewährten:

Eins unserer Modelle im Bau. Hersteller des Kits ist die Firma KARO AS aus Schwenningen.

Brasilien produzierte mindestens 25 Stück der Fw 58 in Lizenz (und dort steht auch das letzte, restaurierte Original im Museum); Exporte gingen nach Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Argentinien, in die Türkei, die Slowakei und nach Schweden, wo die letzten Exemplare erst 1960 ausgemustert wurden.

Datenblatt zur Focke-Wulf Fw 58 C-2

Besatzung: Bis 4, Länge: 14 m, Spannweite: 21,05 m, Startgewicht: 3.500 kg, Höchstgeschwindigkeit: 260 km/h, Flugdauer: ca. 5 h, Reichweite: ca. 900 km, Antrieb: 2 x Argus AS 10 C mit je 240 PS.

Die Version C-2 diente neben Transport- und Verbindungsaufgaben vor allem zur Ausbildung im Instrumentenflug und der Navigation.

Konnten wir Sie neugierig machen auf unsere Sammlungen mit über 40 Originalen und originalgetreuen Nachbauten, noch einmal so vielen Triebwerken und Hunderten von Ausrüstungsgegenständen sowie unserer Modellsammlung? Dann freuen wir uns auf Ihren Besuch in der Ulmer Straße am hannoverschen Messegelände: Wir sehen uns!          

sb 


Kontakt zum Autor der Modell-des-Monats-Reihe können Sie hier aufnehmen: Autor-MdM