Modell des Monats Dezember 2024
Mit Schweizer Prüfsiegel… Die Morane Saulnier MS 406
Vom Original zum Modell
Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.
Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.
Heute stellen wir Ihnen in unserer Rubrik ´Modell des Monats´ die Morane Saulnier MS 406 vor, das zahlenmäßig bedeutendste Jagdflugzeug der französischen Luftwaffe 1940 und als Export und Lizenzbau auch das Rückgrat der Schweizer Flugwaffe über den zweiten Weltkrieg hinaus.
Das Luftfahrtmuseum zeigt eine Miniatur in den Farben der Eidgenossenschaft aus dem Jahr 1939 im Maßstab 1/72 in seinen Modellvitrinen der Halle 1.
Das Modell:
Aus den frühen 1960er Jahren stammt der 39teilige Kit mit Schiebebildersatz von der britischen Firma FROG. Verständliche Toleranzen bei der Passgenauigkeit und eine teilweise etwas grobe Detaillierung erforderten denn auch ein wenig Nacharbeit, so haben wir hie und da gespachtelt und das Cockpit mit Steuerknüppel, Seitenrudern und einem Instrumentenbrett ausgestattet. Antennendraht wurde aus Plastikgrat gezogen. Ansonsten ist das Modell ´right out oft he box´ bzw. aus dem Plastikbeutel gebaut, in dem damals die meisten „kleinen“ Kits britischer Firmen verkauft wurden: Denn wir wollten doch die doppelte Historie – des Originals wie des Bausatzes – dokumentiert sehen… Heute trennen uns rund 60 Jahre von der Bausatzform, nur knapp 30 waren es von dieser zurück zum Vorbild!
Das Original:
1935 als Weiterentwicklung der Morane Saulnier MS 405 entworfen, 1936 erprobt und 1938 bei der Armée de l´Air in Dienst gestellt, wurde die MS 406, ein einsitziger einmotoriger Tiefdecker in Gemischtbauweise, mit über 1.000 ausgelieferten Exemplaren das Standardjagdflugzeug der französischen Streitkräfte bis zur Kapitulation 1940. Angetrieben von einem 12-Zylinder Reihenmotor Hispano-Suiza HS-12 Y-31 erreichte sie 485 km/h und war mit einer 20 mm Motorkanone und zwei 7,5 mm MG in den Tragflächen zu Beginn des zweiten Weltkrieges recht gut bewaffnet. Ihre Leistungsmerkmale dürften etwa jenen der Hawker Hurricane entsprochen haben.
Tatsächlich hielten sich Abschusserfolge und eigene Verluste des Typs bis zum Zusammenbruch der alliierten Front im Juni 1940 die Waage, was die neutrale Schweiz mit freundlichem Interesse zur Kenntnis genommen haben dürfte, hatten die Eidgenossen sich doch bereits 1938 nach Kauf und Erprobung einiger Exemplare der MS 406 zur Einführung bei ihrer Flugwaffe unter der Bezeichnung D.3800 und als D.3801 sogar zum weiterentwickelten Lizenzbau entschieden. Dieser Typ war dann u.a. stärker motorisiert, ersetzte den Schleifsporn am Heck durch ein Rad und hatte einen geänderten Waffeneinbau mit glatter Tragflächenkante. Neben rund 80 Stück der französischen Ausgangsversion wurden insgesamt 207 Exemplare der D.3801 bei der Flugwaffe in Dienst gestellt, gebaut u.a. bei der DoFlug Altenrhein, Tochter der Dornier-Werke auf der Schweizer Seite des Bodensees.
Zusammen mit ihrer Gegnerin in der Schlacht um Frankreich, der deutschen Messerschmitt Bf 109, bildete die MS 406 das Rückgrat der Schweizer Luftverteidigung in den Kriegsjahren – beide Typen wurden in der sprichwörtlichen „bewaffneten Neutralität“ zum Abfangen und geführten Landung fremder Kampfflugzeuge im Schweizer Luftraum verwendet, was übrigens nicht immer ohne Waffeneinsatz abging…
Nach dem Sommer 1940 flogen die „406“ übrigens sowohl in der französischen Luftwaffe der Vichy-Regierung als auch bei der Freien Französischen Exilarmee sowie bei verschiedenen Verbündeten des Deutschen Reiches weiter, so den Bulgarischen und Finnischen Streitkräften, welche mit erbeutetem Kriegsmaterial ausgestattet wurden. In der Schweiz wurden beide Typen, die D.3800 und D.3801 in abnehmender Zahl und Aufgaben sogar bis weit in die 1950er Jahre betrieben.
Datenblatt der MS 406
Einsitziger einmotoriger Jäger in Gemischtbauweise: Metall/ Holz/ Leinwand. Tiefdecker mit geschlossenem Cockpit und Einziehfahrwerk. Länge 8,17 m, Spannweite 10,61 m, Startmasse 2.500 kg, Reichweite rund 800 km, Antrieb 1 x Hispano Suiza HS-12 Y-31 mit 860 PS, 3-Blatt-Verstelluftschraube, Höchstgeschwindigkeit 485 km/h in 5.000 m Höhe. Bewaffnung 1 x 20 mm MK, 2 x 7,5 mm MG.
Hereinspaziert!
Konnten wir Sie neugierig machen auf unsere Sammlungen mit über 40 Originalen und originalgetreuen Nachbauten, noch einmal so vielen Triebwerken und Hunderten von Ausrüstungsgegenständen sowie unserer Modellsammlung? Dann freuen wir uns auf Ihren Besuch in der Ulmer Straße am hannoverschen Messegelände: Wir sehen uns!
sb
Kontakt zum Autor der Modell-des-Monats-Reihe können Sie hier aufnehmen: Autor-MdM