Vom Glanz und Elend der…
Fairey Battle B Mk I
Vom Original zum Modell
Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.
Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.
Heute stellen wir Ihnen in unserer Reihe ´Modell des Monats´ den leichten britischen Tagbomber Fairey Battle B Mk I vor. Das Exponat in 1/72 findet sich inmitten der RAF-Typenschau unserer Vitrine zur Luftschlacht um England in Halle 2.
Das Modell: 80 Teile, Erfahrung von Vorteil
„Series 3“ stand 1968 auf der Stülpschachtel unter der Typen- und Maßstabsbezeichnung. Und das verhieß einen anspruchsvollen, detaillierten Kit mit mehr als 75 Teilen, mehreren Gestaltungsvarianten und zwei Dekorationen zur Auswahl (ein wenig Nacharbeit inklusive & Erfahrung von Vorteil...)
Die Fairey Battle Mk I gehörte zur RAF-Modellreihe im Maßstab 1/72, welche vom britischen Marktführer Airfix in den 1960/70er Jahren herausgebracht wurde. Unser hier gezeigtes Exemplar stammt aus der überarbeiteten Auflage des Bausatzes, welche ab 1986 in Deutschland erhältlich war.
Das Original: Tja, die Battle…
Sie geriet schon während des Krieges irgendwie recht schnell in Vergessenheit, fast scheint es, als ob man sich ein wenig für diese Konstruktion genierte. Dabei hatte man noch kurz zuvor im ganzen Commonwealth sehr große Stücke auf sie gehalten…
Als Ersatz für die leichten Tagbomber Hawker Hart und Hind entworfen, hob die Fairey Battle im März 1936 erstmals vom Boden ab. Die erste Serienmaschine B Mk I flog ein Jahr später und der Typ wurde noch 1937 von der Royal Air Force in den Truppendienst übernommen. 1939 rüsteten bereits rund 1.000 der insgesamt 2.170 gebauten Battle 18 reguläre Staffeln der RAF und zwei weitere der Hilfsluftwaffe aus.
Quantensprung
Zur Hawker Hind, einem verspannten Doppeldecker mit festem Fahrwerk und offenem Cockpit sowie einer Bombenlast von 227 kg, war die Battle mit ihren ansprechend klaren Linien als Ganzmetall-Tiefdecker mit Einziehfahrwerk, geschlossenem Cockpit und Bombenschächten sowie einer verdoppelten Bombenlast ein technologischer Quantensprung. Als Triebwerk bekam sie den neu entwickelten Rolls-Royce Merlin 12 Zylinder-Reihenmotor – wie die etwa gleichzeitig konstruierten Jagdflugzeuge Hawker Hurricane und Supermarine Spitfire.
Funkausrüstung und das strömungsgünstig verbaute, versenkbare rückwärtige Abwehr-MG, schließlich ein Dreiblatt-Metallpropeller machten das zweisitzige, rund 400 km/h schnelle Kampfflugzeug zu einem designierten Leistungsträger der britischen Luftwaffe. Exporte und Lizenzen zum Nachbau gingen an Kanada, Australien, Griechenland, die Türkei und Belgien. Man war bei Fairey und der RAF nachvollziehbar stolz auf diesen Typ – die Zukunft versprach eine große Karriere im sich anbahnenden neuen Krieg…
Glanz und Elend
Nach der Kriegserklärung Großbritanniens und Frankreichs an Deutschland Anfang September 1939 gingen mehrere Battle-Staffeln der RAF mit dem britischen Expeditionskorps nach Frankreich und stellten dort einen wesentlichen Teil des Luftschirms der Westalliierten. Und bis dahin war die Battle eine Erfolgsgeschichte.
Doch mit dem Beginn des Westfeldzuges der Wehrmacht im Mai 1940 und des damit umfänglich scharfen Einsatzes zeigten sich unerwartete und eklatante Schwächen. Der Typ war dem deutschen Jäger Messerschmitt Bf 109 E wie auch dem zweimotorigen Zerstörer Bf 110 C in Geschwindigkeit, Agilität und Feuerkraft nicht gewachsen, die Verluste gravierend. Es folgten Einsätze, bei denen nicht eine der Maschinen zurückkam…
Der militärische Zusammenbruch der alliierten Streitkräfte in Frankreich in jenem Sommer tat ein Übriges – geordnete Führung und Einsatz wurden schlicht unmöglich, viele Flugzeuge gingen am Boden verloren.
In der Folge wurde das Muster noch im Sommer 1940 aus dem Fronteinsatz gezogen und nachgeordneten Aufgaben von der fliegerischen Ausbildung bis zum Zielschleppflug zugewiesen. In diesen Rollen versah die Battle ihren Dienst so zuverlässig wie unauffällig bis zu ihrer schrittweisen Ausmusterung.
Historisch bedeutsam jedoch bleibt sie als der Flugzeugtyp sowohl des ersten britischen Luftsieges über ein deutsches Flugzeug im zweiten Weltkrieg – der Funker/ Bordschütze einer Battle schoss einen angreifenden Jäger ab – als auch der ersten Verleihung des Viktoria-Kreuzes an RAF-Angehörige im Krieg: erworben auf der Battle.
Datenblatt zur Fairey Battle B Mk I:
Besatzung: 2, Länge: 12,85 m, Spannweite: 16,46 m, Startmasse: 4.895 kg, Höchstgeschwindigkeit: 404 km/h, max. Reichweite: 1.600 km, Antrieb: 1 x Rolls Royce Merlin Mk I (bis IV) 12 Zylinder-Reihenflugmotor mit 1.044 PS. Bewaffnung: 1 starres, 1 bewegliches MG 7,7 mm, 450 kg Bombenlast.
Und: Konnten wir Sie neugierig machen auf unsere Sammlungen mit über 40 Originalen und originalgetreuen Nachbauten, noch einmal so vielen Triebwerken und Hunderten von Ausrüstungsgegenständen sowie unserer Modellsammlung? Dann freuen wir uns auf Ihren Besuch in der Ulmer Straße am hannoverschen Messegelände!
sb
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