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Modell des Monats Juni 2025

Fliegen für (fast) jedermann…

Die Klemm Kl 25

Vom Original zum Modell

Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.

Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“ auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal bieten sie Ergänzungen zur Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.

Heute stellen wir Ihnen in unserer Reihe ´Modell des Monats´ die verschiedenen Miniaturen rund um unseren originalgetreuen Nachbau einer Klemm Kl 25 vor.

Im Museum finden sich verschiedene Modelle der Klemm Kl 25 und ihres Nachfolgers Kl 35 in 1/72, teilweise eingebettet in Dioramen und zumeist erstellt von Peter Heck, Korschenbroich oder Siegfried Fricke, Hannover.


Di
e Modelle

Neben einem 1/6-Großmodell des berühmten Exemplars Elly Beinhorns in Halle 1 finden sich in unseren Vitrinen der Hallen 1 und 2 mehrere zivile und militärische Versionen des Typs und seiner Fortentwicklung Kl 35 im Maßstab 1/72.

Das Original im Museum

In Halle 1 hängt eine Klemm 25 als flugfähiger und originalgetreuer Nachbau von 1989 unter dem Dach – als Einzelexemplar und nach Firmenunterlagen von Herrn Josef Kurz erbaut, kam sie von der Wasserkuppe, der Wiege des Segelfluges zu uns. Ursprünglich von 1928 bis 1938 gebaut, war die Kl 25 jahrelang Standardtyp der deutschen Luftsportvereine.

 

Die Geschichte

Inzwischen ist die allgemeine Erinnerung an die Klemm Leichtflugzeuge verblasst – die letzte Klemm, eine Kl 107 C, wurde 1961 ausgeliefert. Doch ging die Idee des „Fliegens für jedermann“ vom Schwabenland aus um die Welt…

Das Museum zeigt einen originalgetreuen und ehemals flugfähigen Nachbau der Klemm 25 mit Reihenmotor.


Begonnen hatte die Erfolgsgeschichte der „Wochenendflugzeuge“ bei den Daimler-Motorenwerken in Stuttgart. Dort wurde der Ingenieur Dr. Hanns Klemm, geboren 1885 ebenda, 1918 Chefkonstrukteur der Abteilung Flugzeugbau. Damit war im folgenden Jahr schon wieder Schluss: Das Versailler Friedensdiktat der Sieger des ersten Weltkrieges verbot für Jahre jede Form des Motorfluges für Deutschland.

Erst Ende 1926 konnte Dr. Klemm mit seiner L 15 das erste praktische Leichtflugzeug der Welt vorstellen und gründete die „Leichtflugzeugbau Klemm GmbH“ in Böblingen. Seine Idee, weiten Kreisen der Bevölkerung technisch und wirtschaftlich das Fliegen zu ermöglichen, die daraus folgenden Konstruktionsprinzipien und deren unternehmerische Umsetzung haben bis heute ihre Gültigkeit im Leichtflugzeugbau behalten.

Einfache Konstruktion, kostengünstige Anschaffung, Wartung und Reparatur, dabei fliegerische Gutmütigkeit und Alltagstauglichkeit, leichte (De-) Montage und geringes Gewicht für einfachen Transport – dies sind nur die wichtigsten Merkmale solch eines „Wochenend-Flugzeuges für jedermann“.

Weltweiter Erfolg…

Mit der Kl 25, einem zweisitzigen Tiefdecker mit Doppelsteuer, starrem Fahrwerk und in Holzbauweise, gelang dann ab 1928 der internationale Durchbruch. Entworfen von Klemm-Chefkonstrukteur Robert Lusser, wurden Lizenzen nach Großbritannien (British Aircraft ´Swallow´), Schweden und in die USA vergeben, die Produktionsrate allein im Böblinger Werk erreichte um 1932 die beträchtliche Zahl von 25 Stück im Monat, viele davon gingen in den Export. Weltweit wurde die Kl 25 mit rund 650 Stück zu einem der meistgenutzten Schul- und Sportflugzeuge ihrer Zeit.

Bis 1931 von einem Daimler F 7502 oder Salmson AD 9-Motor angetrieben, wurde ab da (und für das Folgemodell Kl 35 von Anbeginn) der Hirth HM 60 bzw. HM 504 4 Zylinder-Reihenmotor Standard.

Mit der Kl 25 begann in den 1920er Jahren die Wahrnehmung des Flugzeuges als Sportgerät und individuelles Verkehrsmittel – und sogar als Werbeträger über den Großstädten…


Schau- und Rekordflüge wie der „Weltflug“ von 1932 durch Elly Beinhorn machten die Maschine und deren Hersteller international bekannt. Unser Großmodell in 1/6 würdigt jene Leistung, auf dem Rumpf ihrer Maschine sind die Flaggen aller besuchten Länder verzeichnet.

1935 folgte dann als logische Weiterentwicklung die Kl 35 in Gemischtbauweise mit gefedertem Einbeinfahrwerk und Knickflügel, neben dem zivilen Markt nutzte auch die zweite deutsche Luftwaffe ab 1936 beide Typen für Schulung und Ausbildung sowie Verbindungsaufgaben, während die Kl 35 mit Rad-, Schwimmer- und Skifahrwerk mehrere Klassenweltrekorde erflog.

Hoch detailliert zeigt sich dieses Modell einer von einem Salmson-Sternmotor angetriebenen Klemm 25. Gebaut wurde es in 1/72 von Peter Heck.


Über die Kl 36, einem einmotorigen viersitzigen Kabinen-Tiefdecker für Reise und Sport, ging der konstruktive Weg zur Kl 105 und schließlich zur Kl 107. Von dieser letzten Konstruktion, einem Mehrzweck-Leichtflugzeug im von Klemm zur Perfektion entwickelten Holzhalbschalenbau, wurden bis Kriegsende noch 20 Stück gefertigt.

…und das Ende

Als bekennender Christ von den nationalsozialistischen Machthabern bedrängt und schließlich - wie Jahre zuvor bereits Hugo Junkers - aus seinem eigenen Unternehmen verbannt, wurde Klemms Werk samt fast aller Unterlagen am Kriegsende von der französischen Armee beschlagnahmt und abtransportiert.

Die Klemm Kl 35, hier als Schulflugzeug der deutschen Luftwaffe 1940, ein HUMA-Kit in 1/72.


Nach erneutem generellen Betätigungsverbot jeder Form von Luftfahrt in Deutschland ab 1945 produzierte nach dessen Aufhebung Mitte der 1950er Jahre Hanns Klemm mit seinem Sohn und dem ehemaligen Mitarbeiter Willy Messerschmitts Dr. Ludwig Bölkow eine überarbeitete Version der „107“, doch brachten interne und externe Widrigkeiten diesen technisch gelungenen Versuch eines Neustarts bereits 1961 zu seinem wirtschaftlichen Ende.

Datenblatt Klemm Kl 25:

Freitragender Tiefdecker in Holzbau mit starrem Fahrwerk für Schulung, Reise, Sport. Länge 7,50 m, Spannweite 13,00 m, Leermasse 420 kg, Startgewicht: 680 kg, Reisegeschwindigkeit 140 km/h bei einer Reichweite von 650 km. Antrieb: 1 x Daimler F 7502 oder: Salmson AD 9 oder: Hirth HM 60 R mit max. 80 PS, 1 Pilot + 1 Flugschüler/-gast.

Als Schulflugzeug par excellence flog die Kl 35 international noch lange nach Kriegsende… Über 1.400 Stück dieser Fortentwicklung der Kl 25 waren bis 1943 gebaut worden.


Treten Sie ein!

Konnten wir Sie neugierig machen? In unserem Luftfahrtmuseum an der Ulmer Straße gegenüber dem hannoverschen Messegelände gibt es über 40 Originale und originalgetreue Nachbauten von Segel-, Leicht-, Transport- und Militärflugzeugen zu erleben, rund ebenso viele Motoren und Turbinen, Uniformen und Ausrüstungsgegenstände, Fahrzeuge und eine mehr als 1.000 Exponate umfassende Modellausstellung.                 

sb


Kontakt zum Autor der Modell-des-Monats-Reihe können Sie hier aufnehmen: Autor-MdM