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Modell des Monats März 2025

Von Technik und Herrschaft… Die Junkers Ju 160

Vom Original zum Modell

Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.

Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.

Heute stellen wir Ihnen im ´Modell des Monats´ ein Passagierflugzeug vor: Die Junkers Ju 160, ein Schnellverkehrsflugzeug aus Dessau, die letzte Konstruktion unter der Leitung von Prof. Hugo Junkers. Das Luftfahrtmuseum präsentiert den Typ im Maßstab 1/72 in seinen Modellvitrinen der Halle 1. Und dort gegenüber übrigens einen originalgetreuen Nachbau der Junkers F 13, in Halle 2 ein originales Rumpfmittelstück der Ju 52/3m.

Die Ju 160 von 1934.  Das exzellent detaillierte Modell im Maßstab 1/72 wurde vom unvergessenen Chef-Modellbauer des Museums Siegfried Fricke erstellt.

Das Modell:

Bausätze der Ju 160 sind bis heute rar. Unsere Miniatur im Maßstab 1/72 stammt vom Modellbaustudio Rhein-Ruhr in Essen und ist ein Resin-Kit. Gebaut von Siegfried Fricke als Prototyp A-0 in den Farben der LUFTHANSA von 1934, steht das Modell in der Vitrine der 1930er Jahre in Halle 1 – zwischen dem beginnenden Weltluftverkehr und dem Spanischen Bürgerkrieg.

Die Ju 160 A der LUFTHANSA. Hervorgegangen aus der weltweit ersten Luftverkehrsgesellschaft, setzte die LH den Typ zusammen mit der Heinkel He 70 auf ihren Expressrouten ein.

Das Original

Am 30. Januar 1934 flog das erste von insgesamt 46 Exemplaren dieses deutschen Schnellverkehrsflugzeuges für 2 Mann Besatzung und bis zu 6 Passagiere. Aus dem Junkers-Typ 60 entwickelt, war die Ju 160 die erste Konstruktion der Junkerswerke gänzlich in Glattblech-Bauweise und die letzte, welche noch unter der persönlichen Aufsicht des Firmengründers entstand. Einziehfahrwerk, gepfeilte Vorderkanten der Tragflächen sowie versenkte Nieten und Anbauten sorgten für die annähernd gleiche Höchstgeschwindigkeit wie bei der gut ein Jahr älteren Heinkel He 70 ´Blitz´, dem Ende 1932 mit 350 km/h schnellsten Verkehrsflugzeug der Welt. Äußerlich ähnelte die Ju 160 mit ihrem Sternmotor dem gemeinsamen Vorbild, der amerikanischen Lockheed 9 ´Orion´ deutlich mehr, doch war Ernst Heinkels Team um die Günter-Zwillinge innovativer und mit der Heinkel 70 der größere Wurf gelungen.

2. Platz…

So war und blieb die He 70 Rekordhalter und Flaggschiff des deutschen Flugzeugbaus und der LUFTHANSA, während die Ju 160 „nur“ die zweite Geige spielte, im Linienverkehr respektable 3,5 Mio. Flugkilometer absolvierte, allerdings nach mehreren Flugunfällen während ihrer Einsatzzeit zwischen 1935 und ´39 als „problematisch zu fliegende Maschine“ galt. Mit Kriegsbeginn wurden alle Ju 160 der Luftwaffe überstellt, die sie ab 1941 ausmusterte.

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Foto und BU3: Die Lockheed 9 ´Orion´, Meilenstein im Luftverkehr (rechts, Erbauer Harald Steiner, Langenhagen), war das Vorbild für die deutschen Schnellverkehrskonstruktionen Heinkel 70 (links, Erbauer Siegfried Fricke, Hannover) und Junkers 160. 1/72-Modelle im Luftfahrtmuseum.

Doch bleibt der Typ neben seinen reinen Leistungsmerkmalen in zweierlei Hinsicht historisch bemerkenswert: Zum einen steht er für die Abkehr vom gewellten Duraluminium für die Beplankung, welches als „Wellblech“ von der Junkers F 13 bis dato Synonym für Junkersflugzeuge war und eine hohe Stabilität und Betriebssicherheit garantierte, aber die Geschwindigkeit limitierte. Glatte, strömungsgünstige Oberflächen, Einziehfahrwerk und der Halbschalenbau waren die Zukunft des Luftverkehrs, die Ju 160 hierbei ein Wegbereiter.

Die Junkers F 13 von 1919, hier in den Farben des Danziger Luftverkehrs, war das erste als solches konstruierte Verkehrs- und Passagierflugzeug der Welt. Ihre konstruktiven Grundsätze führten bis zur Ju 52/3m.

Und zum anderen steht die Ju 160 am politisch erzwungenen Ende der Konstruktionsarbeit des Luftfahrtpioniers Hugo Junkers. Mit der Etablierung des nationalsozialistischen Regimes begann die Entrechtung und Enteignung politischer Gegner – dies traf auch Prof. Junkers, Forscher und Erfinder, Unternehmer, Luftfahrtpionier und Repräsentant eines international orientierten, linksliberalen Großbürgertums, erklärter Opponent nationalsozialistischer Doktrin.

Technik und Herrschaft

Drohende Insolvenzen von Teilen der Junkers-Firmengruppe und die Sorge um einen Verkauf von Know-How und Fabriken ins Ausland waren der Anlass, ein Exempel zu statuieren und zugleich die Kontrolle des Regimes über eines der weltweit bedeutendsten Flugzeugwerke und diverse wegweisende Patente zu erlangen. Hugo Junkers starb gebrochen nur ein Jahr nach kalter Übernahme samt persönlicher Diffamierung und diktiertem Ausscheiden aus den von ihm begründeten Werken. Seine Unternehmen aber wurden nach seinem Lebenswerk des Aufbaus eines weltverbindenden Luftverkehrs mit zivilen Flugzeugtypen unter der verbliebenen Führungsriege zu einer gleichermaßen bedeutenden Rüstungsschmiede.

Unsere Ju 160 „on show“ im Museum. Im Bild zwar solo, doch wird die Entwicklung des Flugzeugbaus durch Reihung und Gegenüberstellung in unseren Modellvitrinen besonders augenfällig.

Datenblatt Ju 160:

Freitragender Tiefdecker in Glattblechbau mit Einziehfahrwerk. Länge 12,30 m, Spannweite 14,30 m, Leermasse 2.180 kg, Startgewicht: 3.550 kg, Reisegeschwindigkeit 315 km/h bei einer Reichweite von 1.100 km. Antrieb: 1 x BMW 132A mit 660 PS (Fortentwicklung des US-amerikanischen Pratt & Whitney Hornet) Besatzung: 2, Passagiere: 6.

Treten Sie ein!

Konnten wir Sie neugierig machen? In unserem Luftfahrtmuseum an der Ulmer Straße gegenüber dem hannoverschen Messegelände gibt es über 40 Originale und originalgetreue Nachbauten von Segel-, Sport- und Militärflugzeugen zu erleben, rund ebenso viele Motoren und Turbinen, Uniformen und Ausrüstungsgegenstände, Fahrzeuge und eine mehr als 1.000 Exponate umfassende Modellausstellung.    

sb


Kontakt zum Autor der Modell-des-Monats-Reihe können Sie hier aufnehmen: Autor-MdM