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Modell des Monats – Olympiasieger, gewissermaßen…

Die Focke-Wulf Fw 44 ´Stieglitz´

 

Vom Original zum Modell

Ein eigenständiger Teil der Sammlungen des Luftfahrtmuseums Hannover-Laatzen sind die mehr als 1.000 Maßstabsmodelle, vornehmlich der internationalen Standards 1/72, 1/48 und 1/32.

Solche originalgetreuen Miniaturen ermöglichen Betrachtern musealer Technikgeschichte den „Überblick“, nicht allein auf das einzelne Exponat (mitunter sogar als einzige Möglichkeit der realen dreidimensionalen Schau, wenn es kein erhaltenes Original mehr gibt), sondern auch auf Entwicklungslinien des Flugzeugbaus durch hier mögliche Reihung und Gegenüberstellung. Manchmal schließen sie sogar Lücken in der Präsentation der Originale. Ihre kunsthandwerkliche Qualität allein ist ein Schauvergnügen.

Heute stellen wir Ihnen im ´Modell des Monats´ die Focke-Wulf Fw 44 ´Stieglitz´ vor, Sportflugzeug und Standardtyp für die Grundausbildung von Flugschülern in der deutschen Luftwaffe.

Das Luftfahrtmuseum präsentiert ein Original des Typs in finnischen Farben mit Ski-Fahrwerk in seiner Halle 1 und als Miniatur einer Luftwaffenmaschine im Maßstab 1/72 in seinen Modellvitrinen.

Das Modell

Einige kleinere Anbieter auf dem Modellbaumarkt, zumeist aus Deutschland und Tschechien, führ(t)en diesen Typ im Programm, so die – leider verschwundene – Firma HUMA aus dem Hessischen und KORA Models. Von Airmodel existiert ein tiefgezogener Kit, insgesamt aber ist die Fw 44 im Maßstab 1/72 ein seltener Bausatz. Das Luftfahrtmuseum zeigt ein hochdetailliertes Exemplar in einer Vitrine der Halle 2.

Gebaut von Peter Heck, Korschenbroich, repräsentiert dieses Modell des weltweit erfolgreichen Schul- und Sportflugzeuges Fw 44 D aus Bremen eine Maschine der Luftwaffe um 1940.

Foto & BU 1: Gebaut von Peter Heck, Korschenbroich, repräsentiert dieses Modell des weltweit erfolgreichen Schul- und Sportflugzeuges Fw 44 D aus Bremen eine Maschine der Luftwaffe um 1940.

Das Original

Auf Anregung des Kunstfliegers Gerd Achgelis entwickelte Paul Klages seine Konstruktion S 24 beim Bremer Flugzeugbauer Focke-Wulf zur Fw 44 weiter. Die finale Überarbeitung des für Schulung, Kunstflug und Reise optimierten Typs war das erste Projekt des neuen Chefkonstrukteurs im Werk, Prof. Kurt Tank – in der Folge einer der erfolgreichsten und maßgeblichen deutschen Flugingenieure.

Der traditionell ausgeführte zweisitzige verspannte Doppeldecker in Gemischtbauweise mit starrem Fahrwerk und unverkleidetem Sternmotor Sh 14 A flog im September 1932 erstmalig und kam 1934 im Zuge des Ausbaus sowohl der zivilen als auch der militärischen Luftfahrt in Deutschland in der Baureihe D in den Großserienbau. In Deutschland bis Kriegsende 1945 gefertigt, lief der Lizenzbau in anderen Ländern noch einige Zeit weiter.

Das Original der Maschine in der Halle 1 unseres Museums. Zurück nach über fünfzig Jahren aus Finnland, zeigt das Exemplar Farbgebung und Nachkriegskennzeichen der dortigen Luftwaffe – und an das Radfahrwerk montierte Skier für den Einsatz von Schneepisten.

Seine einfache Konstruktion und hohe Zuverlässigkeit bei hervorragender Flugstabilität machten den beim Hersteller „Stieglitz“ getauften Typ mit einer Länge von 7,30 m und einer Spannweite von 9,00 m zu einem sehr gefragten Flugzeug im In- und Ausland, dessen größter Wettbewerbserfolg neben dem ersten Platz beim Deutschlandflug 1938 wohl der Sieg in einer zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin ausgetragenen „Kunstflugmeisterschaft“ war, am Steuerknüppel Otto von Hagenburg.

An private Halter als auch Behörden und Luftwaffen in verschiedenen Ländern Europas, Südamerikas und Asiens exportiert, wurde jedoch die deutsche Luftwaffe der vornehmliche Nutzer des Typs. Als Standardschulflugzeug für die Grund- wie Fortgeschrittenenausbildung standen allein dort etwa 1.500 Exemplare im Dienst.

Das Modell aus anderer Perspektive. Beachte die hochdetaillierten Cockpits und die Verspannung der Flächen.

Daneben gingen Lizenzrechte und Exporte nach Argentinien, Bolivien, Chile, in die Schweiz und Türkei, nach China, Schweden, Bulgarien, Rumänien und Finnland, sodass die Gesamtzahl gebauter Exemplare auf annähernd 3.000 taxiert werden kann. Für die Güte der Konstruktion und Verarbeitung sprechen die nicht wenigen heute noch flugfähigen Exemplare, bewundert auf Flugtagen in Europa und Übersee.

Datenblatt der Focke-Wulf Fw 44 D

Zweisitziger verspannter & einstieliger Doppeldecker in Gemischtbauweise: Holz, Stahlrohr, stoffbespannt, Ruder Metall. Länge 7,30 m, Spannweite 9,00 m, Fluggewicht 870 kg. Motor: ein Siemens Sh 14 A Sieben-Zylinder-Sternmotor mit 150 PS. Zweiblatt-Starrluftschraube, Baustoff Holz. Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h, Reichweite: 675 km.

Ein Blick in die Modellvitrine mit verschiedenen Sport- und Ausbildungsmustern der deutschen Luftwaffe zum Ende der 1930er Jahre.

Seien Sie willkommen!

Konnten wir Sie neugierig machen? Dann besuchen Sie uns im Luftfahrtmuseum – über 40 Sport-, Schul-, Passagier- und Jagdflugzeuge, Hubschrauber und Segelflugzeuge im Original und originalgetreuen Nachbau, eine große Motoren- und Turbinenabteilung sowie gut 1.000 Maßstabsmodelle warten auf Sie!         sb 


Kontakt zum Autor der Modell-des-Monats-Reihe können Sie hier aufnehmen: Autor-MdM