Modell des Monats – BFW M 18
BFW (Bayrische Flugzeugwerke = Udet Flugzeugbau + Messerschmitt GmbH darin enthalten) M18
Dieses Flugzeug ist ein wichtiger Meilenstein im deutschen – aber auch im internationalen Flugzeugbau: Noch entwickelt und zunächst gebaut bis 1925 in Bamberg bei Willy Messerschmitt in seiner neuen Flugzeugbau GmbH, ging der „richtige“ Bau dieses ersten Metallflugzeuges von Messerschmitt (Mtt) für 4 Passagiere + 2 Piloten (damals noch Flugzeugführer genannt) erst in Augsburg in der vom bayrischen Staat gegründeten Firma BFW richtig los.
Diese neue Firma war ein (auf staatlichen Druck erfolgter) Zusammenschluss aus dem Udet Flugzeugbau – der insolvent war und der Messerschmitt GmbH aus Bamberg. Der neue Firmensitz wurde Augsburg. Zur Vorgeschichte ist noch nachzutragen, dass die Flugmotoren Firma BMW 1916 gegründet wurde und hervorragende Flugmotoren für die deutschen Luftstreitkräfte des Weltkrieges baute. Weiter kamen hinzu die Flugzeuge der Otto-Flugzeugwerke, die insolvent wurden. Doch deren Geschäftsgrundlage wurde durch das Flugzeugbauverbot des Versailler „Vertrages“ entzogen, wurde diese Firma 1922 in „BFW“ umbenannt, um dann später wieder in BMW zurückbenannt zu werden und dann Motorräder (der berühmte Boxer-Motor!) und auch dann später wieder Flugmotoren zu bauen.
Messerschmitt gehörte zu den sog. „Rhön-Indianern“, d. h., dass er fast von Beginn an dort auf der Wasserkuppe eigene Gleiter baute und einflog. Hier ist noch anzufügen, das er hier auch den britischen Flugzeugbauer Frederick Handley-Page und den deutschen Aerodynamiker Gustav Lachmann kennen lernte, die beide gemeinsam die automatichen Vorflügel (Slats) entwickelten, die einmal zunächst bei Handley-Page aber auch bald bei Messerschmitt als Auftriebshilfen im Langsamflug (Start + Landung) dienten und heute weltweit im Schnellflug in allen möglichen Variationen angewendet werden.
Messerschmitt war ein Pionier des Flugzeugleichtbaus – Gewichtseinsparung, wo es nur ging, allerdings oft auch sehr unfallträchtig: Sein 2-sitziger Holz-Eindecker-Motorsegler von 1925 – noch in Bamberg entwickelt.
Hier sieht man bereits die zukünftige Entwicklungslinie: Hochdecker, Tragflügel mit hoher Streckung, Leichtbau und relativ schwache Motoren, die eben deutlich leichter waren. Diese M 17 wog leer ganze 198 kg (etwas mehr als das viel spätere Segelflugzeug Schleicher Ka 6!).
Die metallenen Verkehrsflugzeuge von Messerschmitt, von links nach rechts: M 18 (1925) für 4 Fluggäste, M 20/M 24 (1928) für 10 Fluggäste und die M 36 (= ICAR Comercial in Rumänien) für 6 Passagiere. Unten: Die M 18
Der Hintergrund dieser Maschine war, dass Theo Croneiß, ein Weltkrieg I Flieger und Gründer der Nordbayrischen Verkehrsflug GmbH in Fürth, ein Zubringerflugzeug für 4 Fluggäste als Zubringermaschine suchte und in Willy Messerschmitt den geeigneten Mann fand, der dieses Flugzeug bauen konnte. Die sollte nicht mehr als 25000 Reichsmark (Geld nach der Inflation) kosten sollte, 1/3 der Preise, die andere Maschinen Kosteten.
Ein luftgekühlter 7-Zyl.-Sternmotor SH 11 von Siemens mit 80 PS war als Antrieb gedacht (diese Triebwerksleistung haben heute die meisten UL`s!).
Man begann mit einer Holzatrappe und Platz für 3 Fluggäste + 1 Flugzeugführer, noch am „alten“ Firmensitz in Bamberg. Dann kam die Metallausführung in Augsburg, die im Juni 1926 erstmals mit Theo Croneiß als Einflieger ab, und schon 4 Wochen später nahm die Maschine in Fürth den Liniendienst auf. Ab der 2. M 18 kam der Siemens SH 12 zur Anwendung mit jetzt 100 PS Startleistung, so dass jetzt 4 Passagiere mitfliegen konnten. Croneiß nahm 19 M 18 ab, also für damalige Zeiten eine beachtliche Serie. Bis 1934 wurden 26 BFW M 18 hergestellt. Die Schweizer Ad Astra Aero nahm 1 Maschine ab, eben das Vorbild für unser Modell.
Nachzutragen ist noch, das nur 12 Jahre später man sich mit der Projektierung des Turbojägers Me 262 zu beschäftigen begann. In diesen 12 Jahren war luftfahrttechnische Enormes geschehen, u.a. ging das Einziehfahrwerk in Serie, die automatische Propellerverstellung begann ihren Siegeszug und verbesserte Start- und Landefähigkeit und den Schnellflug, der Metall-Schalen/Halbschalenflugzeugbau wurde Allgemeingut und erhöhte die Geschwindigkeiten und senkte das Gewicht, neue Tragflächenprofile bis hin zum Laminarprofil, und die NACA-Hauben für die Strömungsverbesserungen der Luftgekühlten Sternmotoren gingen in Serie. Wenn man bedenkt, wie lange heute – trotz massiver Computerhilfe – Entwicklungen dauern, kann man vor den damaligen Flugzeugbauern ohne diesen Hilfen – nur mit Rechenstäben - nur staunend den Hut ziehen!
Technische Daten der M 18:
Besatzung 1, Passagiere 4, Länge 8,00 m, Spannweite 15,70 m, Höhe 2,50 m, Flügelfläche 24,80 m² , Leermasse 650 kg, max. Startmasse 1200 kg, V/Reise 140 km/h in 2000 m Höhe, Dienstgipfelhöhe 2700 m, Reichweite 435 km. Triebwerk: 1 x 9-Zyl. Siemens & Halske Sh 12 zu 74 kW/100 PS
Das Modell
Es stammt von einem Kleinserienhersteller und ist aus Resin-ähnlichem Kunststoff (der noch Sorgen machen sollte!) hergestellt. Die Passgenauigkeit ist sehr gut, die Klarsicht-Frontscheibe war verbogen, ließ sich aber im heißen Wasser zurückformen. Die Überraschung kam später: Auf dem Oberrumpf / über der Kabine mussten einige wenige Macken ausgebessert werden. Dazu nahm ich den bekannten Revell Modellbauspachtel. Als der „trocken“ war, kam die Überraschung zutage: Es hatte sich eine zähe gummiartige Masse gebildet von gut 1 cm DM. Die musste großzügig entfernt werden. Aufgefüllt habe ich das dann mit dem schnellen 2-Komponentenkleber von Uhu, und nach dessen Einschliff konnte gefahrlos Auto-Nitrospachtel benutzt werden.
Die Decals sind präzise, aber hochempfindlich und dürfen nur ganz kurz „wassern“. So entstand ein Modell eines seltenen Vogels, der sich im Museum gut einreiht in die M 20 und Fw A 16 als typische Vertreter der 20er Jahre.
Das Modell im Bau – links die Macke nach der Reparatur des Revell-Spachtel Schadens.
Und so wird diese Maschine in der 72er Modellsammlung zusammen mit ihrem Nachfolger M 20 und der Fw A 16 und Dornier Metallflugzeugen von der damaligen Technik zeugen.
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