Entstehungsgeschichte des SCHWANS
Aus dem Leben des Erfinders Dipl.Ing- Walther Filter, geb. 15.3.1902 - gest. 9.4.1980
Die Idee vom Fliegen ohne Motor, nur mit Muskelkraft, fasziniert ihn schon früh. Sicherlich verfolgte er alle möglichen Experimente und Entwicklungen dieser visionären Flugart. Ein wichtiges Vorbild dürfte für ihn Gustav Lilienthal gewesen sein. Der Bruder Otto Lilienthals forschte daran bis zu seinem Tode 1933.
Schon Filters erste Versuche in Berlin mit selbstgebauten Schwingenfedern und Tragflächengelenken versprechen Erfolg. Der Schwingenflug des Vogels muss auch für den Menschen möglich sein... Der junge Diplomingenieur tritt 1937 als Bordingenieur in die Testfliegerabteilung der Lufthansa ein.
Das Kriegsende und das absolute Verbot der alliierten Siegermächte für die deutsche Fliegerei zwischen 1945 und 1950 können nicht verhindern, dass Walther Filter die Berechnungen und Konstruktionszeichnungen insgeheim weiterführt.
Von 1950 bis 1955 baut er mit seinen Söhnen und einer kleinen Gruppe von Fachleuten den Prototyp des Schwingenfliegers in einer streng verschlossenen Lagerhalle von DAHM & KRUEGER in Badenstedt/Hannover.
Messeeinsatz
Auf der ersten Deutschen Luftfahrtschau in Langenhagen/Hannover wird der fertiggestellte Schwingenflieger der Öffentlichkeit vorgestellt; die Fachpresse berichtet interessiert. Die eigenen Söhne haben die Fluglizenzen gemacht; alles ist bereit für den ersten Start und die praktische Flugerprobung. Aber noch bevor der SCHWAN das erste Mal Luft unter den Schwingen fühlen darf, stürzt er im Strudel der deutschen Bürokratie ab.
Keine Starterlaubnis
Für diese Antriebsart ist im Luftamt kein Büro zuständig! Ein Flugzeug mit "Schwingenantrieb" ist eben kein Segelflugzeug. Und ein Flugzeug mit eigenem Antrieb, „aber ohne Motor“, ist auch kein Motorflugzeug... Und ein Hubschrauber ? ist es auch nicht... Tja, so gibt es statt einer Starterlaubnis eine saftige Steuernachzahlung (die Gründe dafür verschweigen die Unterlagen), die das Projekt erstickt. Versuche, die Maschine zur Flugerprobung heimlich ins Ausland zu bringen scheitern. So wird der SCHWAN eingemottet.
Der jüngere Freund, Flieger und Mitstreiter Filters, Paul Ullrich aus Celle, greift die Ideen des alternden Erfinders auf und verspricht ihm am Sterbebett, den SCHWAN zum Fliegen zu bringen. Ab 1975 baut er daran weiter, setzt modernere und leichtere Werkstoffe ein, und lässt bei der Restauration neue Ideen mit einfließen. Ein Brand in der Lagerhalle des SCHWANS wirft die Anstrengungen von Ullrich und seinen Flugschülern vom Fliegerclub Arloh/Celle um Jahre zurück. 1995 verstirbt auch Paul Ullrich und das Projekt wird eingestellt. Für 10 Jahre verschwindet das Ergebnis visionärer Ideen und hoher Handwerkskunst in einer Scheune. Anfang 2000 spenden die Erben der beiden Erfinder diesen außergewöhnlichen Prototypen in seiner jetzigen Form dem Luftfahrtmuseum Hannover-Laatzen, wo er heute zu besichtigen ist.
Experimental-SegelflugzeugSchwing-Drehflügler SCHWAN I, technische Daten:
Baujahr 1954 - 1957, weiterentwickelt von 1975 – ca. 1985
Rumpflänge 5,20 m
Spannweite 13 m
Fluggewicht ca. 285 kg
Flächenbelastung 18 kg/qm
Prinzip der Konstruktion: der nachgeahmte Vogelflug.
Die Konstruktion des Segelflugzeuges sieht vor, dass der Start durch Seilwinde oder Flugzeugschlepp erfolgt, wobei die schwingbar ausgebildeten Tragflächen in Mittellage arretiert sind. Nach erfolgtem Start werden vom Piloten mittels eines Gleitschuhs, ähnlich dem Rollsitz im Ruderboot, die Schwingflügel in eine schlagende Abwärtsbewegung gebracht. Gummizüge unterstützen die nachfolgende Aufwärtsbewegung. Gleichzeitig bewegen sich die Schwung-Drehflächen zwangsgesteuert um +/-150 Grad (vom Piloten einstellbar) an den Flügelenden und erzeugen so zusätzlichen Vortrieb.